Annett Kuhr

Jan Koch - Eierschalen für Verhungernde
Foto: Markus Kränzle

Annett Kuhr und Jan Koch

Einfach nur Lieder

"Ihre Stimme gleicht einer Umarmung" schrieb die Presse nach einem Auftritt im Unterhaus in Mainz. Doch es wäre nur die halbe Wahrheit, würde man die Liedermacherin mit dem samtenen Timbre auf die Besonderheit ihre Stimme beschränken. Es sind vielmehr die hohe Qualität ihrer poetischen Texte und ihre gleichermaßen gefühlvoll wie auch ausgeklügelten Gitarren-Arrangements welche die süddeutsche Liedermacherin auszeichnen Wer ihr zuhört sieht Bilder- von Menschen, Dingen, Orten und den scheinbaren Kleinigkeiten des Lebens. Untergründiges hebt sie an die Oberfläche, Flüchtiges hält sie fest, Unscheinbares macht sie sichtbar - und eröffnet dabei ihrem Publikum überraschende Perspektiven in einer federleicht berührenden Hommage an das Jetzt.

Jan Kochs Geschichte ist die vom Jungen vom Lande, der mit einer Gitarre und ohne Geld in den Taschen in die große Stadt zieht, um dort mit seinen Liedern bekannt zu werden. Von seinen Streifzügen durch das nächtliche Berlin erholt er sich in seiner karg bestückten Weddinger Altbauwohnung. Dort schreiben sich die neuen Lieder beinahe von selbst. In ihnen vollzieht sich die Verwandlung von naiv zu geprüft, von pathetisch zu eindringlich, von klagend zu wütend, und auch der Humor färbt sich dunkler. Die Lichter der Großstadt werden zu Eierschalen für Verhungernde.
Vielleicht kommen manche Lieder nicht aus dem Kopf und nicht aus dem Bauch, sondern rieseln aus den Rissen in Wänden und Decke, bröckeln heraus mit dem Fensterkitt und man muss sie nur auflesen. Vor Kurzem hat Jan Koch seine Schlüssel abgegeben. Die Wohnung wird jetzt saniert. Die Lieder sind gerettet.



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